Entdeckungen

Fünf Neustädter Sportvereine im Portrait

Es lohnt sich die Sportstadt Halle-Neustadt aus nächster Nähe zu entdecken. Ob mit Ball, Schläger, am Gerät oder mit der Angel - wir stellen einige der vielen engagierten Sportvereine im Stadtteil vor. Kommt mit!

FC Halle-Neustadt – Mädchen in der Offensive

„Jungs spielen ruppiger“, weiß Janina Saemann. Die elfjährige Fußballerin trainierte und spielte drei Jahre lang in Jungsmannschaften – notgedrungen, denn Mädchenteams sind auf Sportplätzen in Halle so selten wie direkt verwandelte Eckstöße. Mit der Frage, ob sich das nicht ändern lasse, rannte Janina bei ihrem Vater Sven Saemann offene Türen ein. Der Präsident des FC Halle-Neustadt dachte ohnehin über eine systematischere Nachwuchsarbeit für das Frauenteam des Vereins nach. Das spielte seit 2021 in der zweithöchsten Liga des Landes, bestand bis dahin jedoch aus ehemaligen HFC-Spielerinnen und Studentinnen. „Perspektivisch sollen auch Aktive aus unseren eigenen Reihen dort hineinwachsen“, nahm Saemann die Steilvorlage seiner Tochter an. 

Nach einigen Wochen Mund-zu-Mund-Propaganda konnte Janina im Sommer 2023 mit sieben Mädchen trainieren. „Heute sind wir schon fast drei Mal so viele“, freut sie sich. Dass sie und ihre zehn- bis 14-jährigen Mitstreiterinnen gegen die eingespielten Jungs meist (noch) verlieren, tut ihrem Enthusiasmus keinen Abbruch. „Sie feiern ein 0:0 wie einen Sieg“, bescheinigt Trainer Saemann, „und freuen sich auf die Mädchenturniere wie neulich in Jessen, wo sie den dritten Platz erkämpften“.

Auch die Festwoche zum 30-jährigen Vereinsjubiläum hat die „Mädchenbande“ fest im Blick. „Vom 21. bis 29. Juni 2025 präsentieren sich rund ums Neustädter Stadion alle Mannschaften des FC, von der F-Jugend bis zu den Alten Herren, bei interessanten Partien und Turnieren“, lädt der Präsident ein. „Beim GWG-Cup der D-Jugend am 21. Juni 2025 spielen wir Mädchen mit“, freut sich Janina, „und der Abschlusstag gehört dem Frauenfußball“.
 

ISK Halle Mit Fleiß und Disziplin zum Titel

Rashid Geloyan hat sich durchgeboxt. Nach drei Anläufen erkämpfte der Junior vom ISK Halle 2024 einen von zwei Deutschen Meistertiteln für seinen Verein. Dass Rashid dabei als gerade 16-Jähriger in der Klasse bis 55 Kilogramm bei den Unter-18-Jährigen triumphierte, verdankt er „seiner Beharrlichkeit“, wie sein Trainer Vladislav Rogozhin bescheinigt. Denn der Weg zu Gold verlief für den jungen Jesiden alles andere als geradlinig. „Ich wäre gerne Fußballer geworden“, verrät Rashid, der als Vierjähriger mit seiner Familie nach Deutschland kam. Sein Vater brachte ihn zum ISK, „wo wir Kinder mit Ballspielen, Gymnastik, Ausdauer- und Koordinationsübungen für Sport und Bewegung begeistert wurden“, berichtet der Champion. 

Der 2011 gegründete Verein, in dem 200 Mitglieder, darunter auch Mädchen und Frauen, aus mehr als 25 Nationen Sport treiben, wurde für ihn „bald zum zweiten Zuhause“. Seine ersten sieben Boxkämpfe gewann Rashid als Zehnjähriger. "Heute trainiert Rashid bis zu sechs Mal pro Woche, gerne mit Älteren, geht auch mal alleine joggen“, lobt Vereinschef Rogozhin. Der nationale Titel sei der Lohn dafür: „Seit anderthalb Jahren findet Rasho praktisch gegen jeden Gegner die richtigen Mittel.“ 

Neben dem beachtlichen Trainings- und Wettkampfpensum absolvierte der Schüler der KGS Humboldt 2024 erfolgreich einen Übungsleiterlehrgang und betreut nun im Verein, der Landesleistungszentrum für den Boxsport und Stützpunkt für „Integration durch Sport“ ist, selbst Kinder und Jugendliche. Seine sportlichen Ziele für 2025 hat er ebenfalls schon abgesteckt: „Ich möchte meinen Meistertitel verteidigen – und in die Nationalmannschaft.“
 

SV Union Team “Golden Spirit” Halles buntestes Handballteam

Kinder, Frauen und Männer mit unterschiedlichsten Handicaps im Alter von sechs bis 29 Jahren zu einer Mannschaft formen: Das geht? Und wie! Das beweisen die Handballerinnen und Handballer des Teams „Golden Spirit“, der Inklusionsmannschaft des SV Union Halle- Neustadt. Seit 2024 spielt Halles bunteste Equipe in der SpecialLiga des sächsischen Handball-Verbands – der einzigen Inklusionsliga Ostdeutschlands – nicht nur mit, sondern steht nach sechs von zwölf Spielen auf dem zweiten Platz. 

Ganz überraschend kam das nicht. Schließlich hatten die „Goldenen Geister“ 2018 bereits die deutschen Special Olympics gewonnen. „Im selben Jahr gelang den Wildcats nach 20 Jahren der Aufstieg in die Erste Bundesliga“, erinnert sich Ulf Karge, der „Vater“ und Cheftrainer des Inklusionsteams, gern zurück. „Im Anschluss wurden wir mit den Profi-Handballerinnen zum Empfang beim Oberbürgermeister eingeladen, inklusive Eintragung in das Goldene Buch der Stadt.“ Der Kontakt zu Halles erfolgreichstem Handballverein riss seitdem nicht ab und führten im September 2023 zu einem Neustart des Inklusionsteams unter dem Dach des SV Union. 

Vor dem ersten Heimturnier am 22. Februar 2025 in der SWH-Arena marschierten alle 30 Teammitglieder, dank der Unterstützung ihrer Sponsoren, in kompletter Vereinskleidung stolz in die Arena ein. Wer nicht mitspielte, feuerte von der Tribüne aus an und trug so dazu bei, dass das Team „Golden Spirit“ mit zwei klaren Siegen in zwei Spielen die Silbermedaille ihrer Premierensaison weiter fest im Blick behält.
 

SG 67 Halle-Neustadt – Turnfieber im ältesten Sportverein Neustadts

Das 1.000 Quadratmeter große Reich der Turner in der Sporthalle am Bildungszentrum gehört nachmittags dem Nachwuchs der SG 67. Die neunjährige Johanna übt mit anderen Mädchen Figurensprünge in die schaumstoffgefüllte Grube. Seit ihre Mutter Sabrina Weyer sie vor drei Jahren zum Probetraining in Halle-Neustadts ältestem Sportverein anmeldete, hat das Turnfieber nicht nur die junge Nietlebenerin gepackt. Auch ihre Mutter wurde Vereinsmitglied – und ehrenamtliche Übungsleiterin. 

„Unsere Sportart erfreut sich großer Beliebtheit“, beobachtet Ute Meikowski, die 1972 als Zehnjährige dem Verein beitrat und sich in ihm heute als Aktive, Trainerin, Wettkampfrichterin und Vorstandsmitglied engagiert. Weil Turnen jedoch intensive Betreuung, Geräte und Platz brauche, „müssen einige unserer 35 Übungsleiter manchmal leider Wartelisten führen.“ Dass kürzlich drei neue Kindergruppen eröffnet werden konnten, freut Vereinschef Frank Vokoun deshalb besonders. „Zusätzliche Trainingszeiten am Samstag machten das möglich.“ 

Der älteste Verein Halle-Neustadts wuchs nach seiner Gründung im April 1967 als BSG des Wohnungsbaukombinates binnen zehn Jahren auf mehr als 1.000 Mitglieder und elf Sektionen an. Die Turner und Gymnasten sicherten in den Nachwendejahren den Fortbestand des Vereins. Heute ist die SG 67 sportliche Heimat für 310 Menschen zwischen zwei und 85 Jahren, die sich außer dem Turnen dem Kraft- oder Freizeitsport, dem Tischtennis oder Volleyball verschrieben haben. 
 

TC Sandanger – Tennis spielen, wann immer man mag

Gleich neben der Elisabethbrücke sind die elf Spielfelder des TC Sandanger nicht zu übersehen. Die größte Tennisanlage Sachsen-Anhalts beschert den 230 Mitgliedern des Vereins den Luxus, vom Frühling bis in den Herbst hinein jederzeit Tennis spielen zu können, wenn sie Lust dazu haben. „Oft tummeln sich ganze Familien hier, von der Enkelin bis zum Großvater“, freut sich Karl-Heinz Rügner, der selbst noch im Team 75+ des Vereins in der zweithöchsten Liga aktiv ist und als Platzwart für optimale Trainings- und Wettkampfbedingungen sorgt. 

Mit Veranstaltungen von der Talentinos-Challenge bis zum monatlichen Turnier für tennisbegeisterte Senioren lockt der Verein Alt und Jung zum Sandanger. Bei den Landesmeisterschaften 2024 begeisterte Esther Bohnensteffen mit einem Turniersieg ohne Satzverlust in der Altersklasse U14. Im Januar sicherte sich die Schülerin des Wolff-Gymnasiums zusätzlich den Titel in der Halle – bei den 18-Jährigen (!), so wie übrigens auch ihr ein Jahr jüngerer Vereinskamerad Finjas Dropp. Beide Talente gehörten zudem den Landesmeister-Teams bei Junioren und Erwachsenen an.

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