Lana kennt „Geheimwege“. Die muss sie Desiree Sander (links im Bild) unbedingt zeigen. Die diplomierte Medienkünstlerin begleitet das Mädchen mit einem Tonaufnahmegerät. Lanas Entdeckerlust führt die beiden an diesem Nachmittag kreuz und quer durchs Stadtviertel Am Treff. An vielen Stellen bleibt das Mädchen stehen, um genauer hinzuschauen oder ihrer Begleiterin etwas zu erklären. Manchmal, wie an einem Döner-Imbiss, streift sich die Schülerin spontan die Kopfhörer über und spricht ein paar Sätze ins Mikrofon. Diesmal hat es ihr dieses leuchtende Blau um die Fenster angetan: „Das gefällt mir!“, jubelt sie. Einige Aufnahmen, die auf der Tour entstehen, werden bald Teil eines Audiowalks sein, den Kinder und Jugendliche für Erwachsene, aber auch für Gleichaltrige gestalten. „Im Rahmen des Projektes ,Neustadtwege – meine Stadt, meine Bühne‘ finden dafür seit Monaten wöchentliche Workshops statt“ erklärt Kathrin Lau von der Kulturwerkstatt „Grüne Villa“, die das Vorhaben koordiniert.
„Kinder sehen vieles, an dem wir Erwachsene gedankenlos vorübergehen“, unterstreicht Desiree Sander den besonderen Reiz des entstehenden Stadtbummels, „und sie sehen manches mit anderen Augen.“ Deshalb sei es Zeit, das übliche Prinzip „Erwachsene erklären – Kinder hören zu“ einmal umzukehren. Den 6- bis 15-Jährigen bereitet der Rollentausch hörbares Vergnügen. Sie nahmen nach Lust und Laune an den offenen Workshops teil, „bei denen sie auf Entdeckungstouren gingen, Strukturen der Umgebung mit Fettstiften abpausten, Klänge der Stadt einfingen, Kunstwerke ausfindig machten und sich zu Fantasiegeschichten inspirieren ließen“, wie Kathrin Lau schildert.
An verschiedenen Stellen haben die Kids obendrein selbstgebastelte Samenkugeln verteilt“, verrät Künstlerin Desiree Sander, „und sie bereiten akustische Überraschungen vor, mit denen sie die Schritte der Spaziergänger von ,gewohntem Trott‘ in Richtung ,Neugier‘ lenken möchten.“ Der „Audio-Walk“ spart jedoch auch ungeschminkte Wahrheiten nicht aus. Zum Beispiel, wenn einer der Jugendlichen sich nichts sehnlicher wünscht, als dass in und um den Park am Treff „nicht mehr so viel Müll liegt und die Leute darauf achten, die Spielplätze sauber zu halten.“
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