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Boardinghaus weinberg campus Teil 3: Neue Heilungsmethoden und offene Türen

Die Königlich-Preußische Provincial-Irrenanstalt Nietleben galt als eine der fortschrittlichsten ihrer Zeit. Frank Scheer vom Heimatverein Nietleben hat die spannendsten Eckdaten zu ihrer Entstehung zusammengefasst.

Insgesamt war die Anstalt auf 300 bis 400 Insassen ausgelegt und nahm ihre Arbeit nach langer Bauzeit erst am 1. November 1844 auf. Heinrich Damerow, der die Leitung der Anstalt bis zu seinem Tod innehatte, forderte bei der Behandlung psychisch Kranker eine ganzheitliche Herangehensweise, die den Menschen als Einheit von Leib, Seele und Geist verstand. Das und die schlechten sanitären Verhältnisse sowie fehlende Gemeinschaftsräume der damals häufig adaptierten Anstalten, wie alte Klöster oder Schlösser, hatte Damerow zur Konzeption der neuen Anstaltsanlage bewogen.

Noch unter seiner Leitung wurde auf dem Areal 1864 von Friedrich August Ritter im Stil der Berliner Schinkelschule die Anstaltskirche errichtet: ein schlichter Backsteinbau mit Rundbogenfenstern und einem schlanken, nicht besonders hohen oktogonalen Turm.

Damerows Nachfolger Johannes Moritz Koeppe (*26. Mai 1832; †30. Jan. 1879) ging während seiner Amtszeit (1867 bis 1879) einen Schritt weiter und verfolgte die Open-Door-Strategie, welche den Patienten ermöglichte, die ästhetisch angelegten Außen- und Innenhöfe zu nutzen und Garten- und Feldarbeiten sogar als Therapiemethode einsetzte. Die rapide steigende Anzahl der Patienten machte in den 1870er Jahren Erweiterungsbauten, wie die Patientenvillen, nötig. Angelegt im Pavillonstil war es allen Patienten möglich, aus ihrem Zimmer auf die Landschaft zu blicken.

Unter der Leitung von Julius Eduard Hitzig (*06. Feb. 1838; †20. Aug. 1907), 1879 bis 1903, entstanden bis 1894 weitere Patientenvillen im Schweizerhausstil, Pflegeheime, ein Festsaal, ein Direktorenwohnhaus im Landhausstil sowie Angestelltenwohnhäuser. Vierter Anstaltsdirektor war Friedrich Wilhelm Richard Fries (*23. Okt. 1845; †18. Sep. 1928) von 1903 bis 1912. Sein Nachfolger und damit der letzte Direktor war Berthold Pfeifer (*23.07.1871; †05.08.1942), der aus der Anstalt ein Zentrum für die Behandlung von Patienten mit progressiver Paralyse machte. Zudem beherbergte sie zwischen 1917 und 1923 ein Sonderlazarett für Hirnverletzte.

Text und Bilder: Heimatverein Nietleben e. V.

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