Buntes

Boardinghaus weinberg campus Teil 2: „Königliche Heil- und Pflegeanstalt“

Die Königlich-Preußische Provincial-Irrenanstalt Nietleben galt als eine der fortschrittlichsten ihrer Zeit.

Frank Scheer vom Heimatverein Nietleben hat die spannendsten Eckdaten zu ihrer Entstehung zusammengefasst:

Psychische oder seelische Erkrankungen sind so alt wie die Menschheit selbst. Erklärungen dafür gab es viele; Besessenheit, Ungleichgewicht der Säfte oder Stoffwechselstörung … und genauso viele Methoden der Behandlung. Noch im 18. Jahrhundert wurden Menschen mit psychischen Erkrankungen in Zuchthäuser gesperrt, die eher Gefängnissen als Krankenhäusern glichen. Erst mit der „No restraint“-Bewegung änderte sich das. Dieses Behandlungskonzept lehnt jede Form der psychischen Gewalt ab. 

Ein Vorreiter dieser Bewegung war die Heilanstalt Nietleben. Als die viertälteste in Deutschland wurde die ehemals Königlich-Preußische Provincial-Irrenanstalt Nietleben von dem Architekten Gustav Spott nach Vorgaben des ersten Anstaltsdirektors Heinrich Damerow (*28. Dez. 1798; †22. Sept. 1866) entworfen und gebaut. Auf dem etwa fußballfeldgroßen Areal begann 1835 der Bau eines spätklassizistischen Ensembles, bestehend aus sechs Gebäuden. Symmetrisch angelegt, wurde die querrechteckige Anlage in eine Heil- (östlicher Teil) und eine Pflegeanstalt (westlicher Teil) unterteilt. Die Begrenzung des Areals stellten vier winkelförmige, teils giebelständige Putzbauten mit hofseitigen Korridoren dar, in deren Mittelachse sich zwei weitere Gebäude befanden, zum einen das Wirtschaftsgebäude mit Küche, Kessel- sowie Badehaus und zum anderen ein Gebäude mit Wohnungen für den Anstaltsdirektor und Ärzte. Die Korridorbauweise war nicht nur für die Patienten von Vorteil, weil diese erleichterten Zugang zu sanitären Einrichtungen hatten, sondern ermöglichte Ärzten und Pflegern uneingeschränkten Zugang und Überwachung der Patienten.

Zwar handelte es sich bei der Heilanstalt Nietleben um eine gemeinsame Unterbringung von, in der Zeit sogenannten, „Heilbaren“ und „Unheilbaren“, jedoch mit einer klaren räumlichen Trennung nach Heil- und Pflegetrakt, Standeszugehörigkeit und dem Geschlecht. Männer waren im nördlichen, Frauen im südlichen Teil der Anlage untergebracht. Insgesamt war die Anstalt auf 300 bis 400 Patienten ausgelegt und nahm ihre Arbeit nach langer Bauzeit erst am 1. November 1844 auf.

Quelle: Frank Scheer, Heimatverein Nietleben

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